Grossbritannien - London




Bericht über meine Expeditions-Reise nach London, um herauszufinden, auf welcher Insel seinerzeit der britische Geheimdienst den deutschen U-Bootmann ausfindig gemacht, aber nie gefasst hatte.

Ich fliege, vorweg gesagt, zumindest für den größten Teil von Arno Reichert und seinem Filius begleitet, nur über ein Wochenende nach London, obwohl Martin von drei bis vier Tagen gesprochen hat. Mut oder Übermut sollte sich noch zeigen. Samstag früh mit der ersten CLH-Maschine ab Köln fliegen wir nach Heathrow und ich möchte auch keine Zeit verlieren und nicht erst ins Hotel in die Docklands, so dass ich mein bescheidenes Gepäck den Tag über zu schultern beschließe. Der Tag fängt gut an: die Heathrow Underground Schleife ist gerade im Umbau, so dass die Underground Kunden ohne Aufpreis mit dem normalerweise fünfmal so teuren Heathrow Express fahren dürfen. Die Briten haben es tatsächlich, auch einen hochmodernen Zug wieder plüschig und unverwechselbar auszustatten. Aber schnell ist er und ich gewinne wertvolle Zeit. Bereits im Flug habe ich mein Tagesprogramm versucht zu durchschauen, was nicht so ganz einfach war, weil die gestellten Aufgaben leider nicht in der (chrono)logischen Reihenfolge aufgeführt sind. Ich habe bereits vorher einen Wegepunkt vermutet: bei einem Denkmal mit gleichnamiger U-Bahn-Station schien es sich nach meinen bescheidenen Englisch- und London-Kenntnissen um Monument zu handeln, so dass ich beschließe ab Endstation des Heathrow Express, der altehrwürdigen Paddington Station, gleich die Underground in Richtung Monument zu nehmen. Die Gegend um Monument ist menschenleer, hier rennen nur in der Woche die Banker der Londoner City ihren Büros entgegen. Schatzsucher also unter sich heute, und das bei strahlendem Sonnenschein!

Das erste Rätsel ist schnell gelöst, die Inschrift am Monument ist erleichternd eindeutig: 13200 Häuser fielen der Flut seinerzeit zum Opfer. Die nächsten Aufgaben scheinen sich gut anzuschließen: gesucht ist ein Name auf einem Pfeiler einer Themsebrücke, und die Themse liegt fußläufig im Süden. Die Brücke soll flussabwärts liegen, so dass wir am Fluss angekommen die Köpfe über die Brüstung stecken und versuchen die Strömungsrichtung des Wassers zu lesen. Keine sichere Methode: die Flut scheint das Wasser flussaufwärts zu drücken, so dass wir uns versuchen der grundlegenden großbritannischen Geographie zu zu entsinnen und dann relativ sicher Richtung Osten an der Themse lang spazieren: direkt auf die Tower Bridge zu. Auf deren Südpfeiler entdecken wir den gesuchten, vollständigen Namen des der Eröffnungsfeier seinerzeit beiwohnenden Mr. Matthews in einer Inschrift. Flussabwärts sollen wir weiter in Richtung einer Skulptur wandern. Na, immerhin die Orientierung am Fluss beherrschen wir mittlerweile und so ist die Skulptur schnell aufgespürt und das gesuchte Genie des Mittelalters als Leonardo da Vinci identifiziert. Flussaufwärts zurück suchen wir nun ein schwimmendes Museum, das wir schon unübersehbar von der Tower Bridge identifizieren konnten: die Her Majesty’s Ship Belfast verrät uns, dass sie vor der Küste des gesuchten North Cape ein deutsches Kriegsschiff versenken konnte. Damit endet unser Lauf vorerst und wir müssen zum nächsten Rätsel die U-Bahn nehmen. Der Platz rund wie ein Circus ist unser Ziel: Piccadilly Circus. Die vier gesuchten Tiere, die nicht weglaufen können , zieren einen relativ kitschigen Brunnen, aber das lässt sich bei den Horses of Helios wohl kaum vermeiden. Einen Katzensprung weiter suchen wir das alpenländische Wahrzeichen, das wir in Form eines großen Schweizerkreuzes am Leicester Square schnell finden. Nachdem wir den in Bronze gegossenen Schauspieler Charlie Chaplin in dem kleinen Park am Leicester Square auch gefunden haben, gönnen wir uns Snack und Pause bei McDonalds. Fürs Protokoll: London ist erwacht und der Leicester Square lebt auch am Wochenende.

Das nächste Ziel ist die Carnaby Street, wo wir ein großes Wandmosaik finden sollen. Tun wir aber nicht, auch nicht durch Nachfragen in den örtlichen Geschäften. Diese Strategie beschert lediglich Arnos Sohn ein Chelsea Trikot, bringt uns aber keinen Schritt weiter. Wir gehen zur nächsten Aufgabe über und beschließen, notfalls am nächsten Tag nochmal wiederzukommen. Bei unserem letzten Gang die Carnaby Street auf und ab finden wir das Mosaik endlich an einer Wand eines Eckhauses. Es ist so groß, dass es nicht sofort als Mosaik zu erkennen ist, und, es birgt weitere Täuschungen: die Figuren und Tiere sind teilweise schwer zu unterscheiden. Die Kneipe der Shakespearenachfahren in der Nähe ist dagegen wieder schnell gefunden, To be or not to be , wir SIND im Rennen. Denn das Kreuzworträtsel liefert schon den nächsten Ort: Hanover Square. Wir fragen die nächstbesten Touristen und bitten sie, in ihrem Lonely Planet nach diesem Ort zu suchen. Es stellt sich heraus, dass wir noch weiter zu Fuß gehen können und den gesuchten Politiker auf dem Hanover Square zu finden, ist nur noch Formsache. Die Aufgabe um den in London wohnenden deutschen Komponisten Händel konnte ich schon von zuhause aus lösen, das erwähnte Museum ihm zu Ehren springt nicht leicht ins Auge und wir stolpern mehr zufällig darüber. Ein Verweis auf Jimi Hendrix am selben Haus löst die letzte Aufgabe in dieser Gegend.

Die nächste Station müssen wir erst noch herausfinden, mithilfe des Londoner U-Bahnplans. Anhand der bisherigen Lösungen aus dem Kreuzworträtsel sind zwei Geraden in den Plan zu zeichnen, in deren Schnittpunkt sich die gesuchte U-Bahnstation befindet. Unsere ersten Geraden schneiden sich nicht und wir hadern mit dem Ort der Londoner U-Bahn, wo man an der Endstation eine Schleife fast zuende gefahren hat. Wir kommen erst im zweiten Anlauf dahinter, dass unser Ankunftsort vom Morgen, die Flughafenschleife in Heathrow gemeint sein muss. Ungenaue Zeichenkünste liefern uns einen Schnittpunkt, der genau zwischen zwei U-Bahnstationen liegt, Hammersmith und Ravenscourt Park. Wir kommen mit der Metro allerdings an keine der beiden Stationen, die U-Bahnstrecke wird auch hier renoviert und so warten wir in langer Schlange auf die Busse im, wie es bei uns herrlich kompliziert hieße, Schienenersatzverkehr. Die Schienenersatzbusse stehen noch dazu im Stau, in Earls Court ist ein Konzert diesen Abend und so sind die kleinen Straßen drumherum völlig überfüllt. Während wir im Doppeldeckerbus im Stau stehen, geht auch die Sonne unter. Wir nehmen die erste Station, Hammersmith, um Martins Wegskizze anzuwenden. Sie passt nicht wirklich gut, wir gehen aber trotzdem so, wie wir denken und fragen gleichzeitig bei jeder Gelegenheit Passanten nach der gesuchten Taube . Gerüchteweise solle es sich um einen Pub handeln. Wieder stoßen wir auf die Themse, diesmal aber weiter flussAUFwärts und langsam stimmen uns die Hinweise der Passanten hoffnungsvoller: die Pub The White Dove sei nur ein wenig die Themse entlang. Wir sind ausgehungert und der Stau hat an den Nerven gezehrt. Endlich finden wir in einer kleinen Gasse den Pub, erleuchtet und erleuchtend. Ein kleiner Raum neben dem Eingang bildet den kleinsten Pub der Insel, Platz ist gerade für vier Leute an einer Theke. The White Dove ist insgesamt aber größer - und richtig gemütlich, aufgeteilt in mehrere, kleinere Räume und Ebenen und nicht zuletzt, mit loderndem Kaminfeuer. Da Arnos Sohn aber nicht in den Pub darf, können wir nicht länger bleiben und gehen zurück in Richtung U-Bahn. Auf dem Weg finden wir ein schönes Restaurant und holen dort endlich das Abendessen nach. Wir haben unser Tagespensum geschafft, obwohl wir gerade für die weisse Taube viel länger benötigt haben.

Am Sonntag geht es wie das Kreuzworträtsel uns verrät zum Russell Square, wo wir schnell darauf kommen, dass uns der Weg zum British Museum führt. Der Bau an sich ist schon bemerkenswert, mit riesiger Glaskuppel über dem Innenhof der alten Gemäuer. Das gesuchte Ausstellungsstück, die Totenmaske von Oliver Cromwell ist anhand der Exponatsnummer schnell gefunden, so dass wir das Museum schnell verlassen wollen. Ein Stadtplan an der Information des British Museum verrät uns, was das Haus der belehrenden Darstellung an der Cromwell Road sein könnte: das Museum of Natural History. So wird es ein Museumssonntag für uns, wobei Arno und Filius einen früheren Flug nehmen müssen und ich das Rätsel ohne die beiden und ohne filmische Dokumentation zu Ende bringen muss. Den abgemagerten Amerikaner in der Eingangshalle des wiederum imposanten Museumsbaus haben wir noch schnell gefunden: ein riesiges Dinosaurier-Skelett, ausgegraben in den USA. In der Dinosaurier-Ausstellung heißt die Aufgabe, die Anzahl jener ausgestellten Skelette aus dem Nachbarstaat des großen abgemagerten Amerikaners. Nachbarstaat , heißt das dann Kanada oder heißt das Montana, Nebraska, ...? Ich wälze mich mehrfach durch die Menschenmassen in der Ausstellung und komme immer auf verschiedene Ergebnisse. Schließlich finde ich trotz meiner widersprüchlichen Ergebnisse in der Eingangshalle in einem Seitenraum den gesuchten Spruch Gone, but not forgotten , mit dem der seltsame, mittlerweile ausgestorbene Dodo Vogel überschrieben ist. Die Jahreszahlen im Nachruf auf diesen Vogel führen dann wieder schnell zum letzten Rätsel, einer Orang Utan Lady aus... BORNEO dem Ziel des nächsten Expeditionsteams. Die Dinosaurierskelette haben mich viel Zeit und Nerven gekostet, aber ich kann mich dann doch noch rechtzeitig auf den Weg zum Flughafen machen, um den letzten Flug nach Köln zurück zu nehmen. Zwei intensive und rätselhafte Tage London liegen hinter mir: Best of London. Danke, Martin!